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Mythos trifft Klimarealität

Klimawandel ist kein Mythos. Er ist bereits spürbar, aber auf Grund seiner Komplexität für viele nicht greifbar. Vielleicht ranken sich gerade deswegen viele Fake-News, Geschichten und Hörensagen darum. Das Problem: Mythen helfen nicht gegen Hitze – Fakten schon. Darum möchten wir hier mit einigen dieser Mythen aufräumen. Wir klären auf! 

Mythos: „Der Klimawandel ist natürlich und nicht Mensch-gemacht.“

Dieser Mythos beruht auf der Tatsache, dass sich das Klima auf der Erde immer wieder verändert hat, schon lange bevor sie von Menschen besiedelt wurde.  Die vermeintlich logische Schlussfolgerung: Der Klimawandel ist nicht menschlich, sondern ganz natürlich. Was dabei aber gern ausgeklammert wird: die Geschwindigkeit des Wandels. Frühere Veränderungen passierten über viele Jahrtausende, was Pflanzen, Tieren und Ökosystemen die Möglichkeit gab, sich allmählich anzupassen. Seit Beginn der Industrialisierung verläuft die globale Erwärmung dagegen in einem historisch einzigartigen Tempo. Und hier kommt der Mensch ins Spiel: Denn er setzt durch die Verbrennung fossiler Energieträger Kohlendioxid frei, das über Jahrmillionen in Kohle, Erdöl und Erdgas gebunden war. Dadurch gelangen enorme Mengen dieses Treibhausgases innerhalb kürzester Zeit in die Atmosphäre. Und an dieser Entwicklung ist nichts Natürliches.  

Quellen
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/klima-und-luft/klimawandel/27125.html https://www.br.de/nachrichten/wissen/heutige-klimakrise-und-fruehere-waermephasen-nicht-vergleichbar-faktenfuchs,TeUsmTZ 

Mythos: „Ich allein kann eh nichts bewegen.“

 

Allein kann man nicht viel ausrichten? Schon mal eine Nacht mit einem Moskito verbracht? Die Zahl der Menschen und Organisationen, die erkennen, dass wir uns gegen den Klimawandel einsetzen müssen, wächst stetig an. Und wenn eine kritische Masse erreicht wird, dann kommt auch Bewegung in vermeintlich unveränderliche Systeme. Mit der bewussten Wahl ökologischer Produkte und nachhaltiger Energieträger veränderst du deinen Impact und inspirierst du andere, ihr eigenes Verhalten zu hinterfragen. Vor allem aber setzt du ein klares Zeichen in Richtung Wirtschaft: Es besteht ein echtes Interesse an umweltfreundlichen Lösungen. Das bewegt Unternehmen dazu, ihre Produktionsweisen anzupassen und in nachhaltige Innovationen zu investieren. Die Summe dieser Veränderungen hat durchaus eine Wirkung auf den Treibhausgaseffekt.   

Quelle: 
https://denkwerkstatt-konsum.umweltbundesamt.de/sites/default/files/bildungsmaterial/Faktencheck%20nachhaltiger%20Konsum.pdf https://www.nature.com/articles/s41558-025-02325-x 

Mythos: „Der Klimawandel ist zu weit fortgeschritten, um das Ruder noch herumzureißen.“

Jein. Es stimmt, dass der Klimawandel mittlerweile so weit fortgeschritten ist, dass er nicht mehr ungeschehen gemacht werden kann. Der aktuelle Bericht des Weltklimarats zeigt, dass die 1,5-Grad-Marke voraussichtlich innerhalb der kommenden 20 Jahre langfristig überschritten wird. Entscheidend ist nun, wie risikofreudig wir sind. Bis zu 2 Grad können wir noch relativ gut abschätzen welche Folgen der Klimawandel haben wird. Gehen wir mit business as usual weiter darüber hinaus, setzen wir uns potenziell katastrophalen Auswirkungen aus, die wir nicht einschätzen und auch nicht mehr eindämmen können. 

Sollten wir uns deshalb zurücklehnen, in der Hoffnung, dass die kommende Generation mit technologischen Innovationen das Ruder rumreißt? Nein, denn ein Weiter-wie-bisher ist keine Option. Vielmehr braucht es Maßnahmen, um Emissionen zu reduzieren oder zu vermeiden. Wir müssen noch mehr Ressourcen in die Klimaforschung stecken, an Innovationen arbeiten und Wege finden, CO2 nachhaltig zu speichern. Das hält den Klimawandel zwar nicht auf, aber es würde mehr Planungssicherheit bringen. Das verschafft der Menschheit mehr Zeit, um gesellschaftlich und wirtschaftlich auf die neuen Gegebenheiten zu reagieren. Wachsendes gesellschaftliches Engagement und vielversprechende technologische Fortschritte lassen hoffen, dass wir diese globale Herausforderung gemeinsam meistern. 

Quelle:
Link Bericht Weltklimarat einfügen
https://denkwerkstatt-konsum.umweltbundesamt.de/sites/default/files/bildungsmaterial/Faktencheck%20nachhaltiger%20Konsum.pdf  

Mythos: „Ist doch egal, welchen Strom ich beziehe - Ökostrom kommt doch auch nur aus der Steckdose.“

Strom ist nicht gleich Strom – selbst, wenn er aus derselben Steckdose kommt. Im Vergleich zu konventionellem Strom förderst du mit Ökostrom den Ausbau erneuerbarer Energiequellen und reduzierst den Ausstoß von Emissionen.   

Tatsächlich ist es aber gar nicht so einfach, im Dickicht der Stromkennzeichnungen den Überblick zu behalten. Herkunftsnachweise über die nachhaltige Erzeugung von Strom, z.B. aus Windparks oder PV-Anlagen, werden über Landesgrenzen hinweg gehandelt und können zusätzlich gekauft werden. Damit kann der Strommix nach außen hin grüner wirken, als er eigentlich ist. Wenn du auf Nummer sichergehen willst, dass du mit der Wahl des Stromtarifs den Ausbau erneuerbarer Energien förderst, solltest du zu zertifiziertem Grünstrom greifen. Dieser ist mit dem österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet. 

Quellen:
https://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/angebot/leistungen/factsheet_strom-klima.pdf https://www.umweltzeichen.at/de/produkte/gr%C3%BCne-energie/gr%C3%BCner-strom-umweltzeichen-strom#:~:text=Gr%C3%BCner%20Strom%20mit%20dem%20%C3%96sterreichischen,Biomasse%20und%20Kleinwasserkraft%20zu%20investieren. 

Mythos: „E-Autos sind klimaschädlich.“ 

Diese Aussage hört man oft in Zusammenhang mit der Herstellung der Auto-Batterien. Die benötigten Rohstoffe dafür stammen überwiegend aus Ländern wie Chile, Bolivien, der Demokratischen Republik Kongo, Australien, China und Russland. Der Abbau dieser Materialien ist häufig mit erheblichen Umweltbelastungen und sozialen Problemen wie Menschenrechtsverletzungen verbunden, für die dringend nachhaltige Lösungen gefunden werden müssen.  

Was jedoch oft ausgeblendet wird: Auch die Produktion von Verbrennern“ und fossilen Treibstoffen ist klimaschädlich. Die oben erwähnten Belastungen für die Umwelt und soziale Systeme treffen auf die gesamte Automobilbranche zu. Das nachhaltigste Fahrzeug ist kein Fahrzeug. Für alle, für die ein totaler Verzicht jedoch nicht möglich ist, ist ein Elektro-PKW aus Klimasicht die bessere Wahl.   

Betrachtet man den gesamten Lebenszyklus, zeigt sich, dass Elektroautos ab 55.000 gefahrenen Kilometern deutlich geringere Treibhausgasemissionen verursachen als vergleichbare Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. E-Autos stoßen bis zu 79 Prozent weniger CO2 aus als konventionelle PKWs, wenn sie mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden. Die tatsächliche Klimabilanz eines Fahrzeugs hängt entscheidend vom Energieverbrauch und der Herkunft der eingesetzten Energie ab. 

Übrigens: Auch für die Entsorgung der Batterien gibt es mittlerweile nachhaltige Lösungsansätze. Durch Weiterverwendung wertvoller Komponenten z.B. in Photovoltaik-Insellösungen, bevor die Einzelteile in einen geschlossenen Recyclingkreislauf gehen.  

Quellen
https://denkwerkstatt-konsum.umweltbundesamt.de/sites/default/files/bildungsmaterial/Faktencheck%20nachhaltiger%20Konsum.pdf https://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/rep0763.pdf
https://media.renaultgroup.com/groupe-renault-veolia-solvay-join-forces-to-recycle-end-of-life-ev-battery-metals-in-a-closed-loop/ 

Mythos: „CO2-Kompensation ist moderner Ablasshandel.“ 

Im Kampf gegen Treibhausgasemissionen haben Vermeidung und Reduktion ganz klar oberste Priorität. Da das nicht immer und überall möglich ist, wurde die Möglichkeit der CO2-Kompensation geschaffen. Unternehmen oder Privatpersonen können Zertifikate über Kompensationsprojekte erwerben und damit ihren CO2-Fußabdruck ausgleichen. 

Die Wirksamkeit und auch die Absichten solcher Kompensationszahlungen sind jedoch immer wieder Mittelpunkt hitziger Debatten: Während die einen befürworten, dass Emissionsvermeidung flexibel und global betrachtet wird, befürchten die anderen, dass Klimasünder sich von ihrer Verantwortung freikaufen können.  

Ganz so einfach ist es jedoch nicht. Qualitativ hochwertige CO2-Kompensation unterliegt einer Vielzahl an Standards, die sicherstellen, dass es über das reine Herumschieben von Zertifikaten hinaus geht.  Zunächst wird ermittelt, wie viele klimarelevante Emissionen eine bestimmte Aktivität verursacht. Anschließend erfolgt der Ausgleich über Emissionszertifikate, durch die dieselbe Menge an Treibhausgasen in Klimaschutzprojekten eingespart oder gebunden wird. Wichtig ist dabei das Prinzip der Zusätzlichkeit: Ein Projekt darf nur dann zur Kompensation beitragen, wenn es ohne die Einnahmen aus dem Zertifikateverkauf gar nicht realisiert worden wäre. Zudem müssen die Emissionen dauerhaft gebunden werden und dürfen den Käufer:innen nur einmalig angerechnet werden. Es sollte also stets gründlich recherchiert werden, ob ein Projekt all diese Kriterien erfüllt. Dabei helfen Zertifizierungen wie der "Gold Standard”. 

Trotzdem gilt: Freiwillige Kompensation sollte nur dann in Betracht gezogen werden, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Für uns bei SONNENTOR sind Kompensationsprojekte eine gute Überbrückung, bis wir es schaffen, keine fossilen Emissionen mehr auszustoßen. Am Standort Sprögnitz wollen wir dieses Ziel bis 2028 erreichen. 

Quellen:
https://www.manager-magazin.de/hbm/nachhaltigkeit-co2-zertifikate-bringen-wenig-fuers-klima-a-6662823f-8aee-4eca-9ffd-f167761af330
https://www.nature.com/articles/s41467-024-53645-z
https://drive.google.com/file/d/1xhaFaCCeZ5VsmR19jeL2fn1xIMnh_Fwa/view
https://www.myclimate.org/de-at/aktiv-werden/firmenkunden/science-based-targets-sbt/
https://www.wwf.de/aktiv-werden/tipps-fuer-den-alltag/energie-sparen-und-ressourcen-schonen/kompensation-und-co2-ausgleich-so-geht-es-richtig 

Mythos: „Holz ist gar nicht nachhaltiger, denn bei der Rodung und Verbrennung entsteht auch CO2.“

 

Die kurze Antwort: Heizen mit Holz ist nicht klimaneutral. Beim Verbrennen entsteht nicht nur Feinstaub, sondern auch Kohlendioxid und in geringen Mengen weitere klimawirksame Gase wie Methan. Wie kommt es dann, dass diese Heizform als nachhaltige Alternative aufgezeigt wird? Dafür braucht es eine etwas längere Antwort.  

Dass aus Holz gewonnene Energie klimaneutral sei, basiert auf der Tatsache, dass das beim Verbrennen freigesetzte CO₂ durch das Wachstum der Bäume zuvor aus der Atmosphäre gebunden wurde. Es wird also CO₂ freigesetzt, das kurzfristig gespeichert war. Im Gegensatz dazu wird bei der Verbrennung fossiler Energieträger CO₂ freigesetzt, das über Millionen Jahre gespeichert war und dauerhaft gebunden bleiben sollte. 

Daher wird in Klimabilanzen zwischen fossilen Emissionen (aus Kohle, Gas und Erdöl) und biogenen Emissionen (aus nachwachsender Biomasse) unterschieden. Innerhalb der biogenen Emissionen wird zusätzlich differenziert zwischen klimawirksamen Emissionen – etwa Methan aus der Holzverbrennung – und nicht-klimawirksamen Emissionen wie CO₂ aus der Holzverbrennung. 

Auch wenn jetzt wieder aufgeforstet wird, bis junge Pflanzen groß genug sind, um wieder ausreichend Kohlenstoff zu speichern, vergehen oft Jahrzehnte. Die Klimawirkung tritt aber sofort ein – einerseits, weil die gefällten Bäume als CO₂-Speicher entfallen, andererseits, weil bei der Verbrennung CO₂ freigesetzt wird. Deshalb ist Holz selten komplett klimaneutral. 

Dennoch ist Holz eine wichtige Säule, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, die deutlich mehr Treibhausgase freisetzen, zu reduzieren. Moderne, effiziente Heizanlagen mit Filtertechnik können zudem Feinstaub und Stickoxide erheblich verringern. Zusammen mit weiteren Innovationen wie Geothermie und Wärmepumpen ist Holz Teil einer emissionsärmeren Energieversorgung. 

Quellen:
https://www.bmluk.gv.at/themen/wald/wald-und-klima/heizen-mit-holz.html
https://www.wwf.de/themen-projekte/waelder/wald-und-klima/wie-holzverbrennung-den-klimawandel-befeuert
https://www.bmuv.de/heizen-mit-holz/umwelt/klimaauswirkungen-von-heizen-mit-holz
https://www.richtigheizen.at/heizungstechnologien
https://www.richtigheizen.at/fileadmin/inhalte/richtigheizen/pdf/fact-sheet-raumwaerme.pdf